Mit seinem denkmalgeschützten ca. 2 Hektar großen Park und dem zum historischen Ensemble gehörigen Gutshof ist das Britzer „Schloss“ das einzige in seinem dörflichen Umfeld und in seiner Bausubstanz vollständige erhaltene und noch zu erlebende Gut in Berlin. Zum landwirtschaftlichen Ambiente trägt auch die historische Tierhaltung wesentlich bei.
Das 1985-88 restaurierte Herrenhaus ist aber nicht nur ein herausragendes Baudenkmal innerhalb der Residenzkultur Berlins. Mit seiner Dauerausstellung zur Repräsentativen Wohnkultur der Gründerzeit und den regelmäßig stattfindenden Sonderausstellungen ist es lebendiger Teil der Berliner Kulturlandschaft.
Die Kulturstiftung Schloss Britz veranstaltet zudem im historischen Festsaal, auf der Freilichtbühne und im modern ausgestatteten Saal des Kulturstalls Konzerte, Theateraufführungen und weitere performative Formate.
Das prächtige Herrenhaus Britz wurde Anfang des 18. Jahrhunderts an der Stelle eines mittelalterlichen Fachwerkhauses erbaut und war lange Zeit als ländlicher Wohnort Eigentum hochrangiger preußischer Hofbeamter und Staatsminister. Im 19. Jahrhundert kam das Rittergut dann in bürgerlichen Besitz und der landwirtschaftliche Betrieb wurde zunehmend auch mit industriellen Mitteln betrieben. Doch auch in dieser Zeit wechselten die Besitzer*innen häufig, das Gut ging auch als Spekulationsobjekt durch verschiedene Hände, bis es 1865 von der Industriellenfamilie Wrede angekauft wurde, die das Gut bis 1924 in ihrem Besitz behielten. 1880 wurde das Herrenhaus nach Entwürfen des Architekten Carl Busse tiefgreifend umgebaut. An der Gartenseite wurde der Park großflächig aufgeschüttet, so dass das frühere Erdgeschoss des Herrenhauses seitdem den Keller bildet. An der Straßenseite wurde eine zweiarmige Rampe an das frühere Obergeschoss herangeführt und ein Souterrain ausgebildet. Stilistisch orientierte sich Carl Busse, der zuvor auch beim Umbau von Jagdschloss Glienicke tätig war, an Vorbildern der französischen Renaissance.
1924 wurde das Gut Britz mit seinen ausgedehnten Wäldern und Feldern an die Stadt Berlin verkauft, die bald darauf mit der Hufeisensiedlung das erste Wohnungsbauprojekt auf dem ehemaligen Gutsbesitz errichtete. Später kam als erste Großsiedlung Berlins nach 1945 die Bebauung von Britz-Süd hinzu. Die restlichen landwirtschaftlichen Flächen wurden bis 1957 als Berliner Stadtgut betrieben.
Das Herrenhaus wurde nach 1924 in vier Wohnungen aufgeteilt, die bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs vermietet wurden. Nach 1945 – das Gut überstand die Kriegswirren ohne große Schäden – wurde das Gebäude dann als „Flüchtlingsheim“ und als Lebensort für Kriegswaisen genutzt und fungierte schließlich bis 1985 als kommunales Kinderheim.
1971 wurde Schloss Britz unter Denkmalschutz gestellt. Der Bezirk Neukölln restaurierte das Gebäude nach Schließung des Kinderheims von 1985 bis 1988, nutzte es als Gästehaus und rekonstruierte die dazugehörige Parkanlage. In den 1990er Jahren wurde dann mit der Ausstattung der repräsentativen Wohnräume mit Mobiliar, Kunstgewerbe und Gemälden der Gründerzeit begonnen.
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