Joris Gratwohl

Das sagt der/die Künstler:in:

Joris Gratwohl ist  in der Schweiz geboren und aufgewachsen. Nach seiner Karriere als Fussballprofi beim FC Aarau, liess er sich von 1996 bis 1999 in Zürich an der European Film Actor School und an der San Diego State University (USA) zum Schauspieler ausbilden.

Seither ist Joris Gratwohl in der Schweiz und in Deutschland in zahlreichen Theaterproduktionen, Kinofilmen sowie TV-Serien und -Filmen zu sehen gewesen. Seine bekannteste Rolle ist wohl die des Alex Behrend, die er seit 2001 in der ARD-Serie „Lindenstraße“ spielte. Aktuell ist  ist er bei Amazon Prime in Hillarious mit Martina Hill zu sehen und bei Netflix in der Serie Liebes Kind. 

Als Autor hat Joris Gratwohl 3 Theaterstücke geschrieben und war u.a. als Co-Autor für den Dokumentarfilm Die Villa Massimo von Iain Dilthey tätig.  Sein aktuelles Theaterstück In der Mitte. spielt an einer Bar. Seit Ende 2024 spielt Gratwohl das Stück in der Kölner Südstadt im Kultlokal „Backes“.

IN DER MITTE

Ein Theaterstück von und mit Joris Gratwohl. Die Bar ist die Bühne. Die Zuschauer sitzen mitten im Szenario.

Max betritt die Bar, setzt sich auf einen Hocker am Tresen und legt einen eigens mitgebrachten Bierdeckel behutsam auf die Theke. Der Barkeeper zapft ungefragt ein Bier und stellt es ihm wortlos hin. So wie man es eben mit seinen Stammgästen macht.

Jede Woche das gleiche Ritual, seit fünf Monaten. Damals hatte Max genau hier einen traumhaft schönen, zeitlosen Augenblick mit einer Frau. „Nichts hat sie gesagt, nur geschaut“. Das einzige, was sie ihm damals hinterließ, war dieser Bierdeckel mit den Zeilen: „Ich komme wieder, wenn die Zeit keine Rolle mehr spielt - wenn Du soweit bist“. Was meinte sie damit? Seit diesem Ereignis wartet er. Immer sonntags, gleiche Zeit, selber Platz. „Heute wird sie kommen, heute muss sie kommen! Sie ist die Antwort auf meine Fragen“.

Ein finstere Vision bedroht ihn: Er sitzt als alter Mann vor dem Kamin und schaut zurück. „Warum habe ich das nicht anders gemacht? Ich hatte doch Ziele. Ich hatte doch Träume.“ Hätte, hätte, hätte ... doch jetzt ist es zu spät! „Wach endlich auf!“

Aber Max ist zu verwirrt. Der Sog seines Gedankenkarussells zieht ihn immer näher Richtung Abgrund.

Und er hat Angst. Er begegnet ihr in persona. Weitere Gestalten tauchen auf: der Sänger, der Oskar, der Fußballtrainer, der Franzose, der Feldherr, der Psychologe, der Clown und der Boxer. Alle vereint in dieser einen Bar.

Im Schlepptau seines Schweizer Bruders wandelt Max durch Raum und Zeit. Auf der Durchreise zu sich selbst.
Auf dem Weg vom Phrasenschwein zum wahren Sein.
Doch seine Rettung naht: „Heute wird Sie kommen, heute muss sie kommen.“