Im Jahr 2006 öffnete das H2 - Zentrum für Gegenwartskunst im Glaspalast seine Pforten. Erstmals in der Geschichte Augsburgs wurde damit ein Ort für die Gegenwartskunst zugänglich, der nicht nur wechselnde Ausstellungen, sondern auch den Bestand der Augsburger Kunstsammlungen und Museen zu präsentieren vermag. In jeweils neuen Inszenierungen bietet sich dem Besucher in der Reihe die Sammlung neue Kunst die Möglichkeit einer veränderten Wahrnehmung von bereits Bekanntem im Kontext neu erworbener bzw. gestifteter Arbeiten.
Um die Raumsituation im H2 so spannungs- und abwechslungsreich wie möglich zu gestalten, folgen auf Präsentationen der eigenen Bestände in regelmäßigen Abständen, eigens für die Halle des H2 entworfene Ausstellungen: Nach LAVA von Fabrizio Plessi und Abflug von Magdalena Jetelová folgte die Retrospektive MDL25 der Künstlerbrüder Maik und Dirk Löbbert. Außerdem gab es u.a. Einzelausstellungen von Werner Pokorny, Bernd Zimmer, Uriel Miron und Jaume Plensa. Die bisher größte Sonderpräsentation widmete sich dem Aufenthalt Paul Klees in Augsburg.
Der Glaspalast in Augsburg, nach Plänen des Stuttgarter Architekten Philipp Jakob Manz erbaut, war das Werk IV (Aumühle) der Mechanischen Baumwollspinnerei und Weberei Augsburg (SWA) und wurde 1910 in Betrieb genommen. Die Produktion endete 1988 mit dem Konkurs der Firma. Der frühe deutsche Stahlskelett-Großbau erhebt sich in fünf Geschossen mit je 13 Fensterachsen. Diese großflächige und vor allem allseitig durchfensterte Fassade gab der Spinnerei ihren Namen. Manz verwirklichte hierbei das Prinzip der Tageslichtfabrik im Geschossbau. Umfangreiche Berechnungen des Architekten zu Lichteinfall und Lichtstreuung gingen dem Entwurf voraus, denn es sollten immerhin Raumtiefen von 45 Metern ausgeleuchtet werden. Charakteristisch sind des Weiteren zwei Turmbauten (Aufzugsturm sowie Treppen- und Wasserturm) und ein über die Fassade hinaus ragender dreigeschossiger Aufbau, der durch eine glockenförmige Haube abgeschlossen wird. Auf der nördlichen Schauseite wirkt der Bau asymmetrisch, da rechts ein Turmabschluss fehlt und das Treppenhaus den Bau nicht mittig teilt. Auffällig ist auch die nahezu fensterlose Westfront. Beides sind die Folgen einer bereits im Entwurf vorgesehenen baulichen Erweiterung des Werkes, die jedoch auf Grund der wirtschaftlichen Entwicklung der SWA nie vorgenommen wurde. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern (Werk I-III) liegt der Glaspalast an keinem der zahlreichen Kanäle. Auf Wasserkraft wurde hier gänzlich verzichtet. Die Energie lieferte eine Dampfmaschine (erbaut von der M.A.N.) von zunächst 2500 PS (1850 kW), dann 5000 PS (3700 kW). Die Maschine trieb durch den Seilgang die Stockwerkstransmissionen an. In den 1950er Jahren wurde auf elektrischen Einzelantrieb umgestellt.
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