»Ein Film ist ein Kunstwerk»
Das Instituto Cervantes präsentiert in Kooperation mit dem Metropolis Kino in einer Werkschau sieben Filme des mehrfach ausgezeichneten spanischen Regisseurs, darunter am 28. Februar 2025 seinen aktuellen Film Nachmittage der Einsamkeit als Eröffnungsfilm und Hamburg-Premiere in Anwesenheit von Albert Serra.
»Für mich ist der wichtigste Aspekt des Kinos, dass es Fantasien herstellt«, sagte Albert Serra 2019 in einem Interview. »Die Kamera nimmt der Realität, der Natur ihre inneren Zusammenhänge und verknüpft sie mit Absichten und Gestaltungsweisen. Sie macht die Realität origineller, interessanter, energetischer. « Albert Serra, der 1975 in Banyoles geboren wurde, arbeitet als Videokünstler, Theater- und Filmregisseur. Für ihn ist ein» Film ein Kunstwerk«, das Kino gehöre zur zeitgenössischen Kunst. Die aktuelle Retrospektive in Hamburg, präsentiert vom Instituto Cervantes in Kooperation mit dem Metropolis Kino, gibt einen umfangreichen Einblick in Albert Serras Filmkunst:
Nachmittage der Einsamkeit (Tardes de soledad, 28.2., 19 Uhr) ist Serras erster Dokumentarfilm. Er folgt dem Matador und dem Star unter den Stierkämpfern Andrés Roca Rey bei dessen Vorbereitungen, beim Ankleiden im Hotelzimmer, während des Kampfes in der Arena und danach. In langen Einstellungen fokussiert die Kamera das umstrittene Spektakel zwischen Mensch und Tier und lässt das Publikum vor Ort außen vor. Nahezu kammerspielartig dokumentiert Albert Serra das Schauspiel als einsamen Kampf der beiden Protagonisten. Afternoon of Solitudes wurde 2024 beim Filmfestival in San Sebastian mit dem Hauptpreis ausgezeichnet. In Hamburg stellt der Regisseur seinen Film am 28. Februar um 19 Uhr persönlich im Metropolis Kino vor, im Anschluss an das Screening findet ein Filmgespräch mit dem Journalisten und Programmkurator Florian Borchmeyer statt.
Auf dem Programm stehen außerdem Albert Serras Debütfilm Ehre der Ritter (1.3., 19 Uhr) eine freie Adaption von Don Quijote, gedreht in seinem Heimatort und mit Laiendarstellern, der Schwarz-Weiß-Film Der Gesang der Vögel (2.3., 19 Uhr) der, inspiriert von einem katalanischen Weihnachtslied, die biblische Legende der Heiligen Drei Könige erzählt und die Geschichte meines Todes (3.3., 19 Uhr) über Giacomo Casanovas Reise in die Karpaten, der Heimat Draculas. Der Film wurde 2013 beim Filmfestival in Locarno mit dem Goldenen Leoparden ausgezeichnet. Gezeigt werden außerdem der 2019 beim Filmfestival in Cannes mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnete Film Liberte (4.3., 19 Uhr) über die Verbannung von drei Freidenkern kurz vor der Französischen Revolution, der Historienfilm Der Tod von Ludwig XIV (5.3., 19 Uhr) mit Jean-Pierre Leaud in der Rolle des kranken und allmählich hinsiechenden Sonnenkönigs und Pacification (6.3., 19 Uhr), ein in Tahiti gedrehter Thriller, der im Schatten der Atomtests spielt.
Neben seinem Filmschaffen schreibt Serra Theaterstücke und produziert verschiedene Videoarbeiten, zuletzt eine Installation, ebenfalls – wie bereits sein Theaterstück von 2018 an der Volksbühne Berlin und sein Film von 2019 - unter dem Titel» Liberté« im Eye Museum in Amsterdam. Auf Einladung der Documenta im Jahr 2012 realisierte Albert Serra Die drei kleinen Schweinchen, einen 101-stündigen Film mit Goethe, Hitler und Fassbinder als Protagonisten. Der Film wurde in Kassel in Fragmenten gedreht, die während der dreimonatigen Dauer der Kunstausstellung jeden Tag projiziert wurden. Das Gesamtwerk wurde unter anderem 2021 im Hamburger Kunstverein gezeigt.