Das sagt der/die Veranstalter:in:
Am 18. Oktober 1974 begibt sich der Pariser Avantgarde-Autor Georges Perec zur Place St. Sulpice. Sein Plan: einen Tag lang aufschreiben, was rundum geschieht; all das Alltägliche, das der Aufmerksamkeit entgeht, also „das, was passiert, wenn nichts passiert außer Zeit, Menschen, Autos und Wolken“.
Autobusse kreuzen den Platz, sie sind voll, leer oder auch „ziemlich leer“. Männer, Frauen, Kinder essen Törtchen, lesen im Gehen, tragen Kleiderstangen, Bretter und Architekturmodelle. Der japanische Kaiser und seine Eskorte fahren vorbei. Tauben fliegen auf und umkreisen den Platz, das Wetter wechselt, die Stimmung des Autors ebenfalls.
Perecs Text ist vieles: akribisches Protokoll, Liste verblüffender Miniaturereignisse, Einübung in „wertfreie Wahrnehmung“, aber natürlich auch Pointe bewusster Literatur und Slapstick mit bissigem Humor. Und neben dem „rein Objektiven“ wird zunehmend auch das protokollierende Subjekt sichtbar: Georges Perec, 38 Jahre alt, exzentrischer Autor mit wechselnden Erregungs- und Erschöpfungskurven. Und in manchen Momenten scheint es, als spiegle sich in der einbrechenden Dämmerung, in den vorbeihuschenden Silhouetten und plötzlich bedrohlich wirkenden, traumartigen Szenerien auch seine persönliche Geschichte, die eines Kindes, das im 2. Weltkrieg beide Eltern verloren hat.
Christian Fries, Schauspieler und Regisseur und selbst auch Autor, versetzt sich in die Situation von Georges Perec, der Objektives sucht und Subjektives findet. Performativ „schreibt“ er in die innere Vorstellungswelt des Publikums ein, was Perec auf dem Papier beschreibt.
Preisinformation:
10.00 - 25.00€