Adorno bleibt gefährlich. Sein Denken insistiert, sprachlich, politisch, künstlerisch. Seine Syntax fordert uns heraus. Sie bietet gedanklichen Schutz inmitten einer Zeit, in der sprachliche Regression zum wohlkalkulierten politischen Mittel avancierte. Adorno muss erneut, muss ›quer‹ gelesen werden. Auf diese Weise lassen sich Gedankenfiguren gewinnen, die ein »Nicht weiter so« ermöglichen. - In Zeiten von »Mikroblogging-Diensten«, wie X oder »Kurzvideo-Portalen« wie Tik Tok, wirken Adornos Texte als endgültig in die Jahre gekommen. Sie passen in kein Format und sperren sich der ballistischen Schlagkraft meinungshafter Kurznachrichten. Aber darin besteht ihre Aktualität! – Im „Fahrstuhlteil“ des Abends lesen wir aus Gisela von Wysockis Roman WIESENGRUND eine herrliche Fahrstuhlgeschichte, die sie als Studentin mit Adorno in Frankfurt erlebt hat.
Warum Adorno?
Adorno ist vielseitig. Als musikalisches Wunderkind lernte er früh Klavier und komponierte mit 17 Jahren sein erstes Klavierstück. Mit 22 Jahren nahm er in Wien bei Berg und Schönberg Musiktheorie- und Kompositionsunterricht. 1933 ging er ins Exil, zuerst England, dann nach Amerika. Er begann als Philosoph und Soziologe zu schreiben. Fürs Schreiben entschied er sich 1946 und beendete seine Kompositionstätigkeiten.
Wir zitieren auch aus seiner Rede von 1967 „Aspekte des neuen Rechtsradikalismus“ und aus dem nicht vollendeten Buch über Beethoven und zeigen damit, welche Wahrheitssuche Adorno auch in musikalischen Untersuchungen betrieb.