FOTO: © Unsplash: Robin Schreiner

The Cute Escape. Empathie, Empowerment, Empfindsamkeit

Das sagt der/die Veranstalter:in:

Zarte Farben, verspielte Motive, riesige Comic-Kulleraugen und possierliche Figuren: Die Ästhetik der Niedlichkeit erobert die zeitgenössische Kunst. Doch was steckt hinter dem weit verbreiteten Phänomen der „Cute Art”? Kann Kunst mit weichen Formen harte Kritik üben? Wann wird Zuwendung politisch – oder sogar radikal? Ist Eskapismus ein Akt der Selbstfürsorge oder der Verweigerung? Und was passiert, wenn Kunst nicht mehr schockiert, sondern tröstet und streichelt?

Fest steht, Cuteness kennt keine Grenzen, ihre Sprache versteht die ganze Welt. In der international besetzten Ausstellung The Cute Escape zeigen über 20 Künstlerinnen und Künstler aus Belgien, Bulgarien, China, Deutschland, Japan, Kuweit, Luxemburg, Österreich, Schottland und den USA, dass sich in der zeitgenössischen Kunst eine Ästhetik der Niedlichkeit und Zuwendung etabliert hat, die unterschiedlichste formale, intellektuelle und politische Zielsetzungen verfolgt.

Wie Alice im Wunderland, die durch den Kaninchenbau fällt, führen uns Skulpturen, Installationen, Videos, Malereien und Fotografien in eine Welt voller wundersamer Wesen, faszinierender Farben und einfühlsamer Momente innerhalb der Ausstellung. Dort begegnen sich Analoges und Digitales, Popkultur und Netzkultur. Es ist eine Welt, in der Freundschaft und Gemeinschaft gefeiert werden, Fantasy und Fürsorge miteinander verschmelzen, alte Spielzeuge neue, überraschende Bedeutungen gewinnen und selbst vermeintlicher Kitsch zum kollektiven Staunen verführt.

The Cute Escape erforscht diese facettenreiche „Neue Niedlichkeit“. Welche Strategien entwickeln Künstlerinnen und Künstler, um zwischen dem Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit und der kritischen Reflexion gesellschaftlicher Herausforderungen sowie der Auseinandersetzung mit drängenden Fragen unserer Zeit zu vermitteln? Historische Einflüsse und Traditionslinien helfen dabei, die Entwicklung dieser Ästhetik besser zu verstehen. Längst stehen Niedlichkeit und Nachgiebigkeit nicht mehr nur für Schwäche oder Infantilität; vielmehr erweisen sie sich als kraftvolle Ausdrucksmittel für Empowerment. Empathie und Empfindsamkeit werden zu Stärken im Streben nach Mitmenschlichkeit.

Das Kindliche, Weibliche und Populäre: Ein Dinosaurier, der Karaoke singt, Höhlen aus Stoff und Fell, die zum Verstecken einladen. Kuscheltiere und Spielzeug, die unser inneres Kind berühren. Solche Motive wirken wohltuend in einer Zeit, die von demokratischen Krisen, globaler Erwärmung und Nationalismus geprägt ist und in der die Sehnsucht nach Gemeinschaft und Solidarität wächst.

Seit dem 20. Jahrhundert war das kulturelle Selbstverständnis geprägt von Avantgardismus und Coolness – elitär und unnahbar. Emotionale Zurückhaltung war ein Zeichen von Stärke, während Verletzlichkeit und Empfindsamkeit als Schwäche abgetan wurden. „Cute Art“ markiert einen Paradigmenwechsel: hin zu Fürsorglichkeit und Verantwortlichkeit. Die Künstler*innen von The Cute Escape zeigen, dass das Zarte und Weiche auch Mut und Widerstand verkörpern können – eine Ästhetik, die tröstet und zugleich neue Räume für Fürsorge und Empowerment schafft.

Mit Arbeiten von
Neven Allgeier, Jacob Samuel Beck, Mona Broschár, Niclas Castello, Christa Dichgans, Famed, Harry Hachmeister, Hypernormalisa, Zsófia Keresztes, Lena Kuzmich, Rachel Maclean, Tomoko Nagai, Nhozagri, Christiane Peschek, Monira Al Qadiri, Mary-Audrey Ramirez, Ayako Rokkaku, Theresa Rothe, Mark Ryden, Jamie Scholnick, Josefine Schulz, Nina Vandeweghe, Marta Vovk u.a.

Location

Kunsthalle Erfurt Fischmarkt 7 99084 Erfurt

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