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Sterben als Problem für Künstler*innen

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Sterben als Problem für Künstler*innen

Ritterbusch wird im April 40 Jahre alt. Er denkt über das Sterben nach. Warum? Er rechnet sich aus, dass 40 etwa die Hälfte seiner Lebenserwartung sein könnte, wenn es gut läuft. 

Gottfried Benn hielt im Alter von 68 Jahren einen Vortrag mit dem Titel „Altern als Problem für Künstler“. Dabei näherte er sich dem Phänomen des Alterns aus dokumentarisch/historischer Sicht. Benn mochte das Altern nicht und er wollte nicht alt sein. Er versuchte diese Zusammenhänge zu rationalisieren. 1956 starb er.

Ritterbusch hat keine Angst vor dem Altern, vielmehr hat er Sorge nicht alt zu werden. Deshalb steht in seinem Fokus die Frage nach dem Sterben. Er kann sich eine Welt ohne sich darin nicht vorstellen. Ritterbusch knüpft seine individuelle Welterfahrung an die Existenz der Welt. Dieser egozentrische Zugang löst große Emotionen in Bezug auf das Sterben aus.

Michel de Montaigne schrieb im Alter von etwa 45 Jahren einen Essay mit dem Titel „Philosophieren heißt Sterben lernen.“ Darin betonte er die Notwendigkeit, dass wir uns zu jeder Sekunde die Möglichkeit des Sterbens bewusst machen sollten. Nur dann könnten wir vom Tod nicht überrascht werden und die Angst vor ihm überwinden. Er starb im Jahr 1592 in der Schlosskapelle seiner Familie. 

Ritterbusch spaltet sich ab. Er lässt verschiedene Figuren als Repräsentant*innen seiner Persönlichkeit sprechen, um dem Sinn auf die Spur zu kommen. Daraus entsteht ein Abend, bei dem es um Leben und Tod geht. Ein Fluchen und Flehen ins Nichts der eigenen transzendentalen Obdachlosigkeit.

 

René Ritterbusch

Geboren im Abendrot der untergehenden DDR, war René Ritterbusch in seiner Jugend erfolgreicher Amateurboxer, absolvierte dann eine kaufmännische Ausbildung und wurde Schausteller im Gruselkabinett, bevor er Theaterwissenschaft & Philosophie an der FU Berlin studierte. Seit 2010 ist er als freier Performer, Autor und Regisseur tätig. Prägend für seine Arbeit sind Fragen nach Gewaltgenese und sprachlicher Gewalt. Darüber hinaus setzt er sich abstrahierend mit der performativen Praxis von Religion und Ritual auseinander. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Theaterwissenschaft der FU Berlin arbeitete er für die Professoren H. Schramm, J. Fiebach und A. Wolfsteiner. Ritterbusch arbeitet häufig in Kollektiven mit unterschiedlichen Künstler*innen. In der Spielzeit 2023/24 war er in zwei Produktionen als Gast an den Landesbühnen Sachsen zu sehen. Dort arbeitete er eng mit dem Schauspieldirektor Jan Meyer zusammen. Er positioniert sich mit seinem Bühnenspiel im Spannungsfeld zwischen Performance und Schauspiel. Zum Acker Stadt Palast empfindet Ritterbusch eine liebevolle, aber nicht konfliktfreie, biografische Verschränkung. Seit 2012 war er hier immer wieder auf und hinter der Bühne aktiv.

 

Location

Acker Stadt Palast Ackerstr. 169/170 10115 Berlin

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