Musik- und Tanzworkshop
Das Haus der Kulturen der Welt (HKW) lädt zu einer ersten Bullerengue Rueda ein, dem partizipatorischen Tanz- und Musikformat, in dem sich die kommunitäre Kunstform der afro-kolumbianischen Maroons entfaltet. Mit der Rueda wird der Abschluss der diesjährigen Reihe von internen Bullerengue-Workshops und der Übergang zu einer neuen Reihe mit öffentlichen Veranstaltungen im Jahr 2025 gefeiert.
Seit 2023 engagiert sich das HKW für die Etablierung dieser Praxis in Berlin: zunächst mit den einführenden Workshops Bullerengue – Gemeinsam ernten, was wir säen, die in Anwesenheit von Maestros und Maestras aus den Entstehungsgebieten dieser Praxis stattfanden und durch das erfahrene, in Großbritannien ansässige kolumbianische Bildungsprojekt Bullerengue Circle umfassend begleitet wurden. Im Jahr 2024 organisierte das HKW ein internes Unterrichtsprogramm, bei dem sich eine Gruppe von Interessierten regelmäßig traf, um die Gesangs- und Trommeltechniken des Bullerengue zu erlernen. Angeleitet wurden sie dabei von der in Berlin ansässigen Vermittlerin von Folkloregesang Carolina Riaño Gómez und den Trommlern Dante Parraguez und Cristian Betancourt.
Bullerengue ist eine in der kolumbianischen Karibik und in der Provinz Darién in Panama beheimatete Rhythmusfamilie westafrikanischen Ursprungs. Praktiziert wird er in Ruedas oder Kreisen, bei denen die Teilnehmenden gemeinsam in mantraähnliche Refrains einstimmen, die Erhabenheit und innere Kraft zum Ausdruck bringen. Im erzählerischen Format von Ruf- und Antwortgesängen und als kollektive, improvisatorische Form von Musik und Tanz aktivieren diese bailes cantados – gesungene Tänze – ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Als generationenübergreifende Praxis der gemeinschaftlichen Fürsoge und des Wissenstransfers von älteren Frauen gepflegt, wird der Bullerengue seit Jahrhunderten als Mittel zur Heilung und zur Stärkung der Widerstandskraft eingesetzt. Heute erinnert seine Ausübung an die in der afrodiasporischen Gemeinschaft verwurzelten Geschichten des Widerstands und schreibt diese fort. Seine kulturelle Bedeutung und das spürbare Wohlbefinden, das er auslöst, hat viele Frauen und LGBTQAI+ dazu inspiriert, sich aktiv für die Pflege und Weitergabe dieser Tradition einzusetzen. Bullerengue ist so zu einer Möglichkeit geworden, Widerstand zu leisten, Trost zu finden und von Gewalterfahrungen zu erzählen, die aus lokalen Konflikten wie auch aus systemischer Unterdrückung herrühren.
Für diese Rueda und die weiteren im Jahr 2025 werden Riaño und Parraguez von der Perkussionistin Leo Mejía, den Tänzerinnen und Chorsängerinnen Renata Puelma und Séraphime Reznikoff sowie anderen Enthusiast*innen und erfahrenen Praktiker*innen unterstützt. Gemeinsam wollen sie das erste lokale Ensemble in Berlin aufbauen, das sich dem Ziel widmet, die Wurzeln dieser alten Kunst in der Stadt zu vertiefen. Im ersten Teil der Session werden die Grundlagen des Bullerengue vorgestellt und geprobt, während im zweiten Teil die Rueda eingeübt wird, bei der alle mittanzen und mitsingen und die erfahreneren Teilnehmenden auch singen und trommeln können. Durch diese Aktionen wird die Rueda vollzogen, vorstellbar als ein sich ständig erneuernder Kreis, in dessen Zentrum ein Feuer brennt, das sich aus der Energie und dem Widerstand aller Beteiligten speist und diesen wiederum neue Kräfte verleiht.
Die Bullerengue-Reihe ist Teil des Programms Politiken des Rhythmus, mit dem das HKW zur Weitergabe, Förderung und Aufnahme von relationalen, verkörperten und rhythmischen Kulturen beitragen möchte, die der Praxis und Produktion von kulturellen, zivilgesellschaftlichen und interkulturellen Wissensformen einen Raum geben.
Das HKW heißt alle willkommen, die sich an der emanzipatorischen Praxis des Bullerengue beteiligen möchten, insbesondere diejenigen, die antirassistischen, intersektionalen, feministischen und queeren Aktivismus praktizieren. Alle sind herzlich eingeladen, beim Klatschen, Singen, Tanzen oder Spielen mitzumachen (und eventuell eigene Trommeln oder Maracas mitzubringen).
Music and Dance Workshop
To celebrate the transition between the conclusion of this year’s internal Bullerengue workshop series and a new set of public moments for the coming one, Haus der Kulturen der Welt (HKW) hosts a first Bullerengue Rueda, the participatory dance and music format in which the maroon Afro-Colombian communitarian art form unfolds.
Over the course of two years, HKW has committed to nurturing the establishment of this practice in Berlin: first in 2023 with the introductory workshop series Bullerengue—Planting the Seeds for Community Healing, featuring the presence of maestros and maestras from the territories from which it emanated, accompanied by the holistic support of the experience of UK-based Colombian cultural organizers Bullerengue Circle. In 2024, HKW hosted an internal pedagogical process in which a group of those interested in learning Bullerengue singing and drumming techniques met on a regular basis, guided by Berlin-based vocal folklore facilitator Carolina Riaño and drummers Dante Parraguez and Cristian Betancourt.
Descending from West Africa, Bullerengue is a family of rhythms that developed and remains alive in the Colombian Caribbean and the Darién Province in Panama. It is practised in ruedas, or circles, in which participants unify their voices through the repetition of mantra-like choruses that evoke elation and empowerment. Through a storytelling format of call-and-response and an improvisatory practice of collective music-making and dancing, these bailes cantados—sung dances—activate mutual awareness and a sense of connection and belonging. Preserved by women within spaces of intergenerational care and knowledge transmission, Bullerengue has been used for centuries as a tool for healing and resilience. Today, its practise culturally affirms and upholds the histories of resistance rooted in the Afro-diasporic community. Its cultural significance and the palpable wellbeing it stimulates has inspired many women and LGBTQAI+ to join in its maintenance and promotion, having become a way to resist, soothe, and narrate experiences of violence arising from both local conflicts and systemic oppression.
For this rueda and those to follow in 2025, Riaño and Parraguez, are joined by percussionist Leo Mejía, dance practitioners and choristers Renata Puelma and Séraphime Reznikoff, and other enthusiasts and experienced practitioners. Through these efforts, they aim to form the first local ensemble working solely to deepen the roots of this ancestral art in the city. During the first part of the session they introduce and rehearse the basics of Bullerengue, while the second part is the practise of the rueda, requiring everyone to join in with dancing and chanting, and for more experienced participants to take part with singing and drumming. Through these actions the rueda is enacted, imagined as an ever-renewing circle that holds at its centre a ‘fire’ that both feeds and is fuelled by the energy and resistance of all partaking.
The Bullerengue series is part of the programme Politics of Rhythm, through which HKW serves in the transmission, promotion, and housing of relational, embodied, and rhythmic cultures that host space for the practise and production of cultural, civic, and intercultural knowledges.
HKW welcomes anyone interested in taking part in the emancipatory practice of Bullerengue, particularly those undertaking anti-racist, intersectional, feminist, queer activism. Join in with clapping, singing, dancing, or playing (bring your own drum or maracas if you wish). It’s open to all!