Die Ausstellung „Otto Mueller“ schaut mit einem neuen Blick auf das Schaffen des expressionistischen Künstlers Otto Mueller (1874 – 1930). Obwohl seine Arbeiten heute in vielen internationalen Kunstsammlungen vertreten sind, fehlt bisher ein kritischer, analytischer Gesamtblick auf sein Werk. Anlass für die Ausstellung im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster ist der 150. Geburtstag am 15. Oktober 2024 des in Schlesien geborenen Künstlers. Das Museum selbst besitzt vier Gemälde Otto Muellers sowie eine Reihe von Grafiken, darunter eine handkolorierte Lithografie. Diese Werke sind Ausgangspunkt der Ausstellung.
Neben dem Motiv der Badenden finden sich in Muellers Werk Selbstbildnisse und Darstellungen seiner Partnerinnen. Mit Gemälden, Pastellen, Zeichnungen und vor allem Lithografien bediente er sich an unterschiedlichen künstlerischen Techniken. Wie andere Künstler:innen des 20. Jahrhunderts war Mueller auf der Suche nach dem vermeintlich „Ursprünglichen“, welches er im Einklang von Mensch und Natur, aber auch in für ihn unbürgerlichen Lebensweisen suchte.
Das Problembewusstsein der Gegenwart wird in die Präsentation einbezogen. Inwieweit bedient die Darstellung weiblicher Akte einen männlich sexualisierenden Blick? Welche Bedeutung hat die Sehnsucht des Künstlers nach dem Paradies und die Darstellung von Schwarzen Menschen und afrikanischen Masken in einer Zeit, in der die Spuren des Kolonialismus noch immer allgegenwärtig sind? Wie geht das Museum mit einer romantisierten Vorstellung von Sinti:zze und Rom:nja um, wie die sich in vielen Werken Muellers wiederfindet? Ist es legitim, vom Künstler gewählte Werktitel zu nutzen, die eine Minderheit diskriminieren? Auf der Basis neuerer Forschungen ergreift die Ausstellung die Möglichkeit, diese Fragen zur Diskussion zu stellen und nach Antworten zu suchen.