nach dem gleichnamigen Roman von Herman Melville
aus dem Amerikanischen von Matthias Jendis für die Bühne bearbeitet von Malte Ubenauf
Nach Ibsens Peer Gynt ergreift in der zweiten Spielzeithälfte ein anderer Meister der Fabulierkunst das Wort. Ein Erzähler, der seine Zuhörer*innen auffordert, ihn Ismael zu nennen, entert mit seinem Seemannsgarn die Bühne des Residenztheaters. Was folgt, ist ein wahres Ungetüm an Erzählung: Ismael heuert auf der «Pequod», einem alten Walfänger an und sticht auf dieser schwimmenden Fabrik der Trangewinnung in See. Ziel dieser Fahrt ist jedoch nicht allein – wie sich herausstellen wird – die blutige Ausbeutung der Weltmeere und ihrer riesenhaften Meeressäuger, sondern der persönliche, hasserfüllte Rachefeldzug eines «gottlosen, gottgleichen Mannes», des einbeinigen Kapitäns Ahab. Mit an Shakespeare erinnernder Sprachgewalt schwört der Kapitän seine Mannschaft darauf ein, den sagenumwobenen weißen Wal, der ihm einst das Bein abgerissen hat, in den Meeren zu suchen und zur Strecke zu bringen.
«Ich habe ein böses Buch geschrieben», teilt Melville seinem Idol Nathaniel Hawthorne brieflich mit – und meint damit sein in vielerlei Hinsicht ausuferndes Werk «Moby Dick». Zu Melvilles Lebzeiten fand der 1851 erschienene Roman kaum Beachtung. Erst im 20. Jahrhundert, dreißig Jahre nach dem Tod seines Autors, wurde er für die literarische Moderne und als Meisterwerk neu entdeckt. Dabei ist «Moby Dick», das Buch, so einzigartig wie Moby Dick, der weiße Wal: eine Erzählung, die das Bekannte sprengt – ein Mischwesen aus Abenteuerroman, Enzyklopädie, Naturbetrachtung, philosophischer Spekulation, elisabethanischer Dramatik, biblischer Sprachmächtigkeit, nautischen Zoten und derbem Wortwitz. Das Buch und der Wal – beide sind ein Rätsel, eine Chiffre, offen für die Deutungen der jeweiligen Jetztzeit: Ist «Moby Dick» das Drama eines Fanatikers oder vielmehr derer, die bereit sind, dem Wahngebilde eines Demagogen bis in den Untergang zu folgen? Beschreibt es eine epische Schlacht zwischen Naturgewalt und menschlichem Beherrschungswillen oder die Suche nach Sinn und Bedeutung in einem sinnentleerten Kosmos? Oder ist der Planet Erde etwa selbst wie ein Schiff im Meer des Weltalls? Aber wer zum Teufel ist dann dieser Moby Dick?
Der dem hiesigen Publikum bestens bekannte Regisseur Stefan Pucher kehrt nach München zurück und bringt in seiner ersten Arbeit am Residenztheater Melvilles Opus magnum auf die Bühne.
KÜNSTLERISCHE LEITUNG
Inszenierung Stefan Pucher
Bühne Barbara Ehnes
Kostüme Annabelle Witt
Musik Christopher Uhe
Licht Markus Schadel
Video Chris Kondek
Dramaturgie Ewald Palmetshofer
Preisinformation:
10€ für Studierende