Mit der Hashtag-Reihe wollen wir #miasanda als eine Plattform und als Reflexionsprozess für migrantische, weibliche Repräsentation und Sichtbarkeit etablieren. Uns geht es dabei um den direkten Austausch und die Interaktion zwischen den Teilnehmerinnen und dem Publikum.
Wir interpretieren den Satz des Grundgesetzes „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ so, dass es eine „Wahrheit“, also Werte gibt, die allen Menschen inhärent sind. Aus dieser Perspektive sehen wir die aktuelle deutsche Migrationsdebatte als äußerst kritisch, denn Migrantinnen kommen selten bis gar nicht als Subjekte ihrer eigenen Erfahrungen bzw. Geschichte vor. Ist das auf eine hegemoniale Deutungsmacht der Mehrheitsgesellschaft zurückzuführen, die oft männlich und weiß dominiert ist? Warum wird die Vielfalt der migrantischen Gemeinschaft nicht hinreichend berücksichtigt, sondern das Bild einer monolithischen, homogenen Gruppe gezeichnet? Fakt ist: Die Realität der Migrantinnen charakterisiert sich durch eine Vielfalt von Lebensbedingungen oder Lebenswelten. Diese Diversität hat zu einer Bereicherung in allen Bereichen der deutschen Gesellschaft geführt, ja es hat sich gar ein tiefgreifender und rasanter Wandel vollzogen.
Mit #miasanda möchten wir dezidiert den Blick von der gängigen Defizitperspektive hinlenken zu den unglaublichen Potenzialen und Talenten von Migrantinnen. Zu übersehen ist nicht mehr, dass Migrantinnen in den letzten Jahrzehnten zu handelnden Akteurinnen in Migrationsprozessen geworden sind. Sie übernehmen nicht nur Verantwortung für die eigenen Belange und Interessen, sondern sind zugleich bereit, Verantwortung für Gesellschaft und Gemeinschaft als Ganzes mitzutragen. Darum möchten wir mit dem Hashtag erreichen, dass über Migration diskutiert, gestritten und debattiert werden kann, soll und darf, aber niemandem erlaubt sein darf, gegen Migrantinnen zu hetzen. Fremdenfeindliche Diskurse, Vorurteile, überkommene Traditionen oder Stereotypen behindern eine friedliche Koexistenz, anstatt sie zu fördern. #miasanda ist Reflexionsprozess und Diskussionsplattform für existenzielle Fragen:
Inwieweit führt die Zuschreibung von Migrantinnen als die „Anderen“, „Fremden“, „People of color“ oder die Bezeichnung „Menschen mit Migrationshintergrund“ in politischen Diskursen und gesellschaftlich etablierten Sichtweisen eher zur Segregation und Stigmatisierung als zur Integration? Könnte dies gar zur Trennung führen – einer Trennung nach Wohngebieten, nach sozialem Status, nach ethnischen, religiösen und/oder sprachlich-kulturellen Kriterien?
Eine gelingende Integration ausländischer Mitbürgerinnen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und ein fortwährender gesamtgesellschaftlicher Prozess, der uns alle angeht und der sicher über Generationen verläuft. Integration kann nur gelingen, wenn Migrantinnen ein akzeptierter Teil der Gesellschaft sind, sowohl als Individuen als auch als Gruppe. Die Relevanz der Wechselseitigkeit des Integrationsprozesses muss heute mehr denn je unterstrichen werden. Auf die reziproken Leistungen und gegenseitige Anerkennung der Diversität oder Vielfalt und des „Anderssein“ möchten wir im Dialog näher eingehen. Aus kollektiven Erfahrungen können sich authentische Reflexionsprozesse ergeben.
Zu Wort kommen Frauen, die bereits in Deutschland geboren, aufgewachsen und sozialisiert sind. Darum sei die Frage erlaubt: Sind sie immer noch Migrantinnen, obwohl sie gar keine Migration in ihrem Leben erlebt haben? Welche Bedeutung hat Migration für mich als Betroffene und für die Anderen, die Aufnehmenden, die mich als Fremde wahrnehmen?
Durch gängige Narrative geraten die positiven Auswirkungen der Migration auf unsere Gesellschaft oft in den Hintergrund. Doch Migrantinnen tragen wesentlich dazu bei, den Fachkräftemangel abzumildern und gestalten zudem die kulturelle, ökonomische, gesellschaftliche und politische Entwicklung des Landes, und zwar schon sehr lange.
Heute können wir sagen: Migration ist ein Stück Normalität geworden.
“Deutschland schafft sich nicht ab, sondern Deutschland bereichert sich durch Migration!” Dr. Corina Toledo