ÔSS markiert das kreolische Wort für „Knochen“. Als physische Architektur strukturieren und stützen Knochen die weichen und zerbrechlichen Elemente des Körpers. Und zugleich sind den Knochen uralte Geheimnisse eingeschrieben.
Für dieses außergewöhnliche Projekt arbeitet die inklusive Tanz-Kompanie Dançando com a Diferença aus Madeira / Portugal unter künstlerischer Leitung von Henrique Amoedo mit der Ausnahmechoreografin Marlene Monteiro Freitas zusammen. Gemeinsam schaffen sie eine Art kollektiven Körper auf der Bühne, bei dem die Organe re-arrangiert werden und neue Funktionen einnehmen: Wenn ein Fuß die Funktion des Gehirns übernimmt, das Herz als Ellbogen dient und die Knie eine Leber und ein Ohr darstellen, werden vielleicht auch wieder neue Perspektiven auf die Welt möglich.
Herausgekommen ist eine einzigartige Performance voller Geheimnisse und Gegensätze, in der das Weiche und das Harte, das Nachgiebige und das Widerständige gemeinsam existieren, ohne sich zu widersprechen. In diesem Sinne wird der klinisch-kalte Bühnenraum, der genauso ein Labor wie auch ein Kreuzfahrtdampfer sein könnte, von der Wärme der Performer*innen erfüllt. Sie scheinen unbekümmert und ausgelassen und zugleich wirkt es mitunter, als hätte sich die gesamte Menschheit auf dieser Bühne versammelt.
ÔSS ist ein wilder Abend voller Tänze, Rituale und kleiner Gesten. Bildgewaltige, traumartige Sequenzen wechseln sich ab mit groteskem Humor und berührenden Momenten fragiler Zärtlichkeit. ÔSS markiert zudem die Rückkehr von Marlene Monteiro Freitas nach München. Stücke wie Mal – Embriaguez Divina und Bacchae – Prelude to a Purge wurden von den Münchner Kammerspielen koproduziert. Gemeinsam mit den Münchner Kammerspielen präsentiert das International DANCE Festival München nun ÔSS. Der Abend wird mit Audiodeskription angeboten.