Interfacing Rituals: bela, okcandice, WAG5

Das sagt der/die Veranstalter:in:

EOS ist eine unabhängige Plattform für zeitgenössische, soundbasierte Praktiken mit Fokus auf elektronische und experimentelle Musik, die 2020 gegründet wurde und zwischen Berlin und Frankfurt operiert. Das Projekt Interfacing Rituals widmet sich Sound als Material für künstlerische Annäherungen an Ritualität. Die beteiligten Musiker:innen greifen in ihrer Praxis symbolische Sprachen u.a. verschiedener Diasporen auf und zeichnen die Mystik des Klangs als Energiefeld nach – in jenem Zustand, bevor sich Sprache zu Bedeutung formt. Dabei geht es ebenfalls um den Akt des Listening als gemeinsame, situierte Hörerfahrung, in der sich Ritual und Performance begegnen, aber auch um dessen Überschreitung.

bela ist in Berlin lebende südkoreanische Musiker:in und Performance-Künstler:in, die Elemente der traditionellen Pungmul-Musik – einer Volkskunst, die eng mit sozialen Bewegungen verknüpft ist – mit von Death Metal und Screamo inspirierten vokalen Experimenten verbindet. Dabei greift bela auch auf alte Aufführungspraktiken aus Tanzdramen oder schamanistischen Ritualen zurück. Ihre Performances, geprägt von basslastigen Verzerrungen und durchdringenden Schreien, manifestieren queere Wut und Trauer. Die sieben Tracks auf dem 2024 erschienene Album Noise and Cries – fünf avantgardistische Klangexperimente und zwei ausgedehnte, atmosphärische Kompositionen – reflektieren die Prekarität des Lebens in Südkorea, queere Identität, den Verlust von Beziehungen und die Kraft des Durchhaltens. bela wurde für die SHAPE+ Plattform 2023–2024 nominiert und erhielt im vergangenen Jahr eine lobende Erwähnung beim Giga-Hertz-Preis für elektronische Musik in der Kategorie PopExperimental.

Hinter dem Pseudonym okcandice verbirgt sich die interdisziplinäre Künstlerin, Musikerin und Autorin Candice Nembhard, die zwischen Birmingham und Berlin arbeitet. Ihre klang-basierte Praxis beschäftigt sich mit Methoden der Trauerbewältigung durch Schichtung von Live-Sound, vokalen Experimenten und geloopten Meditationen über Liebe und Verlust. Zwischen Soul, Jazz, Ambient-Poesie und elektronischen Fragmenten oszillierend, veröffentlichte sie 2024 ihr Debüt-EP BREATH TAPES – eine Sammlung von Demos und One-Take-Aufnahmen aus den Jahren 2019 bis 2021.

WAG5, ein rotierend besetztes Kollektiv von gleichgesinnten Künstler:innen, die zwischen visuellen und soundbasierten Praktiken von unterschiedlichen Standorten aus arbeiten. Einem multiperspektivischen Ansatz folgend, werden zeit- und ortsversetzt individuell oder kollektiv produzierte Stücke zusammengefügt, in denen Autor:innenschaft als Kategorie zugunsten eines interdisziplinären und gemeinschaftlichen Prozesses aufgehoben wird. Stilistisch bewegen sich ihre Produktionen zwischen Drone, Breakcore und basslastiger Musik, die zwar ihre clubkulturelle Verwurzelung kennt, aber außerhalb von ihr Manifestationsmomente sucht.