Das sagt der/die Veranstalter:in:
Am 21. Oktober 1993, während des Bürgerkriegs in Burundi, versteckt sich die vierjährige Consolate mit ihrer Schwester im Wald von Kwitaba, nachdem ihre Eltern ermordet worden sind. Sie wird gefunden und anschließend zur Adoption nach Belgien gebracht. Dort wächst sie in einem kleinen, bürger- lichen Ort bei einer weißen Familie auf. Fast 30 Jahre später reist die Schauspielerin und Regisseurin Consolate nach Burundi zurück. Sie trifft dort Mitglieder ihrer Familie, bei denen sie hätte bleiben können. Mehrere Jahre intensiver Recherche liegen nun hinter ihr, in denen sie sich mit Themen wie Menschenhandel und illegaler Adoption beschäftigt und sich mit ihren eigenen Erfahrungen von Rassismus und Identitätszerstörung auseinandergesetzt hat. Das Theater- stück »ICIRORI« ist Ergebnis dieser schmerzhaften und zugleich befreienden Auseinandersetzung. Consolate versucht mit vielen Mitteln ihre Fragment gewordene Identität und Biografie zu rekonstruieren, um sich beides wieder selbst- bestimmt anzueignen: Körper, Videos, Gerüche, Bilder, Bühnenbild, Briefe, Tonspuren bilden gleichberechtige Elemente dieser Inszenierung.
»ICIRORI« bedeutet auf Kirundi, eine der Amtssprachen Burundis, so viel wie »in den eigenen inneren Spiegel schauen, seiner Geschichte ins Gesicht sehen, um voranzu- kommen«. Consolate nimmt diese Losung wörtlich und hat einen Abend entwickelt, der ihre Reise von Burundi nach Belgien und wieder zurück reflektiert – und dabei ihre Geschichte erzählt, die gleichermaßen kollektiv und intim ist.
CONSOLATE schloß ihr Schauspielstudium am Conservatoire Royal de Mons ab. Von 2016 bis 2021 spielte sie an der Schaubühne in Milo Raus Inszenierung »Mitleid. Die Geschichte eines Maschinengewehrs« mit, in der sie bereits ihre Lebensgeschichte thematisierte. Sie ist Sprecherin des Podcasts »Noire, femme et communiste: Angela Davis«.
BÜHNE UND KOSTÜME: Micha Morasse, Sound: Gaspard DadelsenVIDEO: Gaspard AudouinCHOREOGRAFIE: Sophie GuissetDRAMATURGIE UND KÜNSTLERISCHE MITARBEIT: Lara CeulemansRECHERCHE: Annabelle GiudiceFOTOGRAFIE: Mathis BoisLICHT: La COLLECTIVE CLaM (Charlotte Persoons, Lou Van Egmond, Margaux Fontaine)
MIT: CONSOLATE