Das Filmmuseum Potsdam und die Adolf Rosenberger gGmbH präsentieren die Wanderausstellung HOW TO CATCH A NAZI. Operation Finale: Die Ergreifung und der Prozess von Adolf Eichmann. Schirmherr der Ausstellung in Potsdam ist Günther Jauch.
Im Jahr 2025 jähren sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz und das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal. Mit dieser Ausstellung beteiligt sich das Filmmuseum Potsdam am Gedenken an die Verbrechen der Nationalsozialisten. Das spezielle Vermittlungsangebot und die Zugänglichkeit der Ausstellung adressieren besonders ein junges Publikum: Sie setzt ein klares Zeichen für Demokratie, Aufarbeitung und Erinnerung.
Die Ausstellung zeigt die Geschichte hinter der Entdeckung und Ergreifung von Adolf Eichmann in Argentinien, einem der zentralen Holocaust-Täter, der schließlich in Jerusalem 1961 angeklagt und verurteilt werden konnte.
Die Ausstellung HOW TO CATCH A NAZI wurde vom Maltz Museum (USA) in Zusammenarbeit mit einem ehemaligen Agenten des israelischen Auslandsgeheimdienstes und dem ANU, dem Museum des jüdischen Volkes, entwickelt und war von 2016 bis 2020 in den USA an verschiedenen Standorten zu sehen. Nach einer historisch-wissenschaftlichen Überarbeitung und inhaltlichen Erweiterungen wurde sie von November 2023 bis August 2024 in München gezeigt. Potsdam ist die zweite Station der Ausstellung in Deutschland. Sie wird vom 27. März 2025 bis 1. Februar 2026 als Sonderausstellung im Filmmuseum Potsdam zu sehen sein. Hierfür wurde sie um die filmische Auseinandersetzung mit dem Fall Eichmann und deren erinnerungskulturelle Dimensionen ergänzt. Die Ausstellung und das Begleitprogramm regen zu Fragen an, welche Erzählungen und Bilder unser mediales Gedächtnis prägen.
Kurzfilme, 70 Fotografien und 60 Exponate, darunter Landkarten und Dokumente, versetzen die Besuchenden direkt in die Szenerie Anfang der 1960er-Jahre. Sie erleben die Suche nach Adolf Eichmann aus der Perspektive der Agent*innen des israelischen Auslandsgeheimdienstes. Das mediale Interesse an diesem Fall war und ist groß. Rund 60 Spiel- und Dokumentarfilme sind in den vergangenen Jahrzehnten zum Thema entstanden. In Potsdam wird die Schau um eine interaktive Medienstation ergänzt, die Biografisches, die Verbrechen, die Ergreifung und den Prozess in Filmausschnitten dokumentiert und auf diese Weise weitere Perspektiven eröffnet.
Adolf Eichmann, der ehemalige Obersturmbannführer der SS im Berliner Reichssicherheitshauptamt war maßgeblich für die Deportation und Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden verantwortlich. Nach dem Krieg gelang Eichmann die Flucht nach Argentinien, wo er fünfzehn Jahre unter einer gefälschten Identität leben konnte. Der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, selbst Überlebender des Holocaust, gab die Informationen zum Aufenthaltsort Eichmanns an die israelischen Behörden weiter, um zu erreichen, dass Eichmann in einem rechtstaatlichen Verfahren vor Gericht gestellt wird. Da viele ehemalige Nationalsozialisten auch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bei den Ermittlungsbehörden und in öffentlichen Ämtern tätig waren, musste er nach seinen Erfahrungen davon ausgehen, dass der Täter sogar gewarnt werden würde. Auch das spiegelt die Ausstellung und wirft einen kritischen Blick auf die bundesdeutsche Gesellschaft der Nachkriegszeit.
Der Gerichtsprozess gegen Eichmann im Jahr 1961 erregte großes internationales Aufsehen: Es war der erste Prozess, mehr als fünfzehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, in dem Stimmen der Überlebenden in großer Zahl vor der Weltöffentlichkeit Zeugnis von den Verbrechen der Nazis ablegten und den Schmerz und das Leid der Opfer dokumentierten. Erst durch ihre Aussagen entwickelte sich ein weltweit tieferes und umfassenderes Verständnis des Holocaust, auch weil es der erste Prozess war, der im Fernsehen als neues Massenmedium übertragen wurde. Nur deshalb konnte er eine solche Wirkung entfalten.
Geschichte verstehen - Zukunft gestalten
Demokratie in Deutschland ist keine Selbstverständlichkeit. Deshalb ist besonders heute die Wissensvermittlung an junge Menschen über die Gräueltaten des nationalsozialistischen Unrechtsregimes entscheidender Bestandteil der Demokratiebildung. Insbesondere an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen setzen sich junge Menschen mit dieser Thematik auseinander. Dabei wird es für sie immer schwieriger, einen nahbaren emotionalen Zugang zu den Verbrechen des nationalsozialistischen Unrechtsregimes und den Menschen dahinter zu finden. Damit wir eine lebendige Erinnerungskultur bewahren und das Verblassen der Erinnerungen an diese Zeit verhindern können, bedarf es neuer, innovativer und nachhaltiger Formate, um junge Menschen aufzurütteln und anzusprechen.
Hierfür bieten die Veranstalter ein breites Vermittlungsangebot: Schüler*innen führen Schüler*innen durch die Ausstellung mit Diskussion. Eine Kooperation mit dem Brandenburg Museum soll die Ausstellung mit dem jüdischen Leben in Brandenburg in Verbindung bringen. Filmernst, eine Initiative für Schüler- und Lehrkräftebildung in Brandenburg, bietet ein Film-Vermittlungsprogramm für Jugendliche im Alter ab 14 Jahren im Filmmuseum an.
Erinnerung als Mahnung
Die Besuchenden der Sonderausstellung werden durch die Ausstellung angeregt, sich mit der Person Adolf Eichmanns und den Holocaust-Verbrechen näher zu beschäftigen. Darüber hinaus verweist die Ausstellung auf die Notwendigkeit der Strafverfolgung dieser Verbrechen nach 1945 und darauf, den Opfern damit Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Gerade vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Spannungen erinnert die Ausstellung daran, welche hohen und schützenswerten Güter Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind. Sie appelliert an die Besuchenden, sich auch im eigenen Alltag für Demokratiebildung einzusetzen.
Ein breites Veranstaltungsprogramm aus Filmen, Vorträgen und Gesprächen lädt zur vertiefenden Auseinandersetzung mit dem Thema aus unterschiedlichen Perspektiven ein.