HARMONIA
by Unusual Symptoms / Theater Bremen / Adrienn Hód (Bremen / Budapest)
HARMONIA ist eine Ausnahmeerscheinung. Denn selten sorgen Produktionen deutscher Stadttheater-Tanzcompagnien national und international für Aufsehen, werden zu wichtigen Festivals und Tanzplattformen eingeladen und gehen auf Tournee. Das Stück entwickelt sich behutsam. Die Tänzer:innen sind ganz eins mit ihren Körpern, den Armen, Beinen, Rümpfen, den Grenzen, die sie haben. Die Grenzen sind spürbar, das ist Kommunikation. Sie sind präsent, an dem Ort, in dem Moment; das heißt, sie haben Zeit. Sie kneten, dehnen und knautschen sie, so wirkt es. Ganz friedlich. Anspannen, entspannen, Sinn und Unsinn, stabil, instabil. Rhythmus, der von innen und von außen kommt. Sie erschaffen Balancen. Tanz. Das Ergebnis ist ein choreografisch ausgefeiltes, in sich stimmiges Werk, das Inklusion als menschliches Miteinander und Vielfalt versteht. Die ungarische Choreografin Adrienn Hód hat HARMONIA mit dem Ensemble Unusual Symptoms am Theater Bremen in Koproduktion mit ihrer eigenen Company Hodworks und dem Kulturzentrum Trafó in Budapest erarbeitet. Das so entstandene Team und eine diverse Gruppe aus zehn Tänzerinnen und Tänzern mit und ohne Behinderungen hinterfragen die Hierarchien des klassischen Tanzes, werfen herkömmliche Vorstellungen vom Körper und den um ihn herum gebauten Strukturen über Bord, richten spielerisch unseren Blick auf all das neu aus. Was an sich schon bemerkenswert ist. Nicht nur, weil durch solche internationalen Konstellationen mehrere Fördermittel gebündelt werden können, die für einen so aufwendigen und kostenintensiven Probenprozess gebraucht werden. In dieser zweiten Zusammenarbeit der deutschen und ungarischen Künstler:innen zeigt sich auch, dass dadurch offenbar überraschende kreative Synergien entstehen können. HARMONIA wurde 2023 mit dem Rudolf-Lábán-Preis für das beste Tanzstück Ungarns ausgezeichnet.
[EN] HARMONIA is an exceptional phenomenon. Rarely do productions by German municipal theater dance companies attract national and international attention, are invited to important festivals and dance platforms and go on tour. Here, ten dancers with and without disabilities question the hierarchies of classical dance, throw conventional notions of the body and the structures built around it overboard and playfully reorient our view of all that.