Architektur und Film 2024
Wir bauen in den USA
Die erste deutsche Siedlung auf dem Boden der heutigen USA geht auf das 17. Jahrhundert zurück. Es waren 13 mennonitische Familien aus Krefeld, die sich damals in Pennsylvania niederließen. Die Welt auf der anderen Seite des Atlantiks wurde seit den ersten gewaltsamen kolonialen Eroberungen über Jahrhunderte von den imperialistischen Nationen begehrt. Insbesondere der nordamerikanische Kontinent wurde von unzähligen Europäerinnen und Europäern besetzt und mit der Aussicht auf berufliche Chancen und finanziellen Erfolg verbunden. In Krisenzeiten sind Architekt*innen und Ingenieur*innen aus wirtschaftlichen oder politischen Gründen aus Europa in die USA gegangen, oft ohne zurückzukehren. Die Filmreihe „Wir bauen in den USA“ erzählt Geschichten über die Architektur dieser Emigranten. Von Johann Augustus Röbling im 19. Jahrhundert bis Karola Bloch, Cornelia Oberlander, Marcel Breuer und Mies van der Rohe im 20. Jahrhundert erzählen die ausgewählten Dokumentarfilme vom Leben dieser Menschen und ihren architektonischen Werken in den USA, die bis heute zum Teil als Ikonen der US-amerikanischen Stadtlandschaft bewundert werden. Von New York nach Chicago, von New Hampshire nach Massachusetts und schließlich bis über die Grenzen nach Kanada führt die filmische Reise von Brücken zu Wolkenkratzern und von Wohnanlagen zu Privathäusern. Damit wird ein breites Bild des architektonischen Erbes Europas in den USA gezeichnet.
City Dreamers
CAN/USA 2018 · 80 min · OF
„Eine Stadt zu bauen heißt, Dinge zu verändern“. Diese These der kanadischen Architektin Phyllis Lambert betont das riesige Potenzial, durch Städteplanung, Architektur und Landschaftsarchitektur das alltägliche Leben der Menschen angenehmer zu machen. In diesem Sinne hat die Architektur der Städte eine politische Dimension. In „City Dreamers“ lädt uns der Regisseur Joseph Hillel zu einer Reflexion über den urbanen Raum ein, indem er vier Architektinnen aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts portraitiert: Es sind die US-Amerikanerin jüdischer Herkunft Denise Scott Brown (*1931), die in London mit Frederick Gibbert Anfang der 50er arbeitet, bevor sie in Philadelphia mit Robert Venturi ihr Büro gründet; die Kanadierin jüdischer Herkunft Phyllis Lambert (*1927), die in den späten 40ern mit Mies van der Rohe am Seagram Building arbeitet; die britisch-kanadische Blanche Lemco van Ginkel (1923-2022), die mit 14 mit der Familie aus Großbritannien nach Kanada immigriert und in der Nachkriegszeit mit Le Corbusier in Marseille arbeitet; und die in Mülheim an der Ruhr geborene Cornelia Hahn Oberlander (1921-2021), die mit ihrer Schwester und Mutter nach der Reichspogromnacht nach England floh und schließlich 1939 in die USA immigrierte. Oberlander studierte als eine der ersten Frauen in Harvard. Sie arbeitete im Anschluss als Landschaftsarchitektin u.a. mit den zwei Immigranten Louis Kahn und Oskar Stonorov in Philadelphia zusammen und gründete 1953 ihr eigenes Büro in Vancouver.