Es ist nie Sommer im Ruhrgebiet von Guido Wertheimer
Regie: Guido Wertheimer
Koproduktion der Ruhrfestspiele mit dem Theater Münster
Uraufführung
Der Autor und Regisseur Guido Wertheimer wurde als Nachkomme jüdisch-deutscher Exilant*innen 1996 in Buenos Aires geboren. Dorthin floh seine Urgroßmutter Julia Studinski 1939 vor den Nazis – und baute sich mit Mann und 13-jährigem Sohn über Nacht ein neues Leben auf. Sie hatten unwahrscheinliches Glück: Eine entfernte Verwandte, die zwischen den Kriegen nach Argentinien ausgewandert war, verschaffte der Familie das rettende Einladungsschreiben und das Ticket in die Fremde. Der Besitz der Familie wurde im Hamburger Hafen von den Nazis konfisziert.
Vor ihrer Flucht lebte die Familie in Berlin und Recklinghausen. Dort besaß sie am Markt 8 ein Schuhgeschäft, das ebenfalls von den Nazis enteignet wurde und bis heute (unter anderem Namen) besteht. Auch die Glocken der St. Peter Kirche, die Julia Studinski als Kind hörte, läuten heute noch immer. Julias Liebe und Leidenschaft für das Klavier und Chopin gingen jedoch mit dem Steinway-Flügel, der sich im konfiszierten Container befand, verloren.
Guido Wertheimer, Hausautor am Theater Münster, hat sich in private und städtische Archive begeben und jüdische Opfer- und deutsche Tätergeschichten sowie eine wundersam-verrückte Verbindung zwischen dem ehemaligen Münsteraner Rabbi Fritz Steinthal und seiner eigenen argentinischen Familie zu Tage gefördert. Über das Viereck Münster-Recklinghausen-Berlin-Buenos Aires und die Geister seiner Vorfahren hat Guido Wertheimer ein doku-fiktionales Stück geschrieben. In diesem stellt er sich dem langen Schatten seiner Familiengeschichte und sucht die Toten der Vergangenheit zwischen den Lebenden der Gegenwart. Sein Autoren-Ich begibt sich auf eine Spurensuche, die den eigenen Körper zum Startpunkt und Anlass nimmt, die Vergangenheit nicht ruhen zu lassen.
Gespräch mit dem Regisseur und Autor Guido Wertheimer: 28. Mai, im Anschluss an die Vorstellung
Altersangabe: 14+
Tipp: Preisverleihung des „Volksbühnenpreis für Theaterliteratur 2025" am 29. Mai, 16:00 Uhr (Weitere Informationen auf ruhrfestspiele.de)
Preisinformation:
Kinder, Schüler*innen, Studierende bis 27 Jahre, Auszubildende, Erwerbslose und Freiwilligendienstleistende (BFD, FSJ u. a.) erhalten 50 % Ermäßigung auf den regulären Kartenpreis (außer bei Preistabelle 7) und Restkarten zum Preis von 10,00 € an der Abendkasse.