Zum Film «Billige Hände»
(BRD 1969, Regie: Edith Marcello (ehemals Schmidt), Produktion: Hessischer Rundfunk (hr), Länge: 30 Min., dt., türk. OV | hr)
Mit einem Einjahresvertrag zu einem 2,30 DM-Stundenlohn migrierte Frau Karatan zum Arbeiten aus der Türkei nach Deutschland. Wohn- und Arbeitsverhältnisse stellten sich als unhaltbar heraus, ihren Mann und ihre Kinder kann sie nicht nachholen und nachdem sie bei der Arbeit einen körperlichen Übergriff erlebt, entscheidet der folgende Prozess auch über ihre potentielle Abschiebung.
Einzelschicksale werden im Film in das System der bundesrepublikanischen Migrationspolitik eingebettet und die Reportage zeigt auch Widerstand, Momente der Solidarität: Gegen mangelnde Beschulungsmöglichkeiten schließen sich italienische Arbeiter*innen zusammen und spanische Arbeiterinnen streiken «wild» in Hannover.
Zeitzeuginnen-Gespräch im Anschluss
Auch Irina Vavitsa wehrte sich gegen Ungleichbehandlung und Unterdrückung, als sie im Streikjahr 1973 mit ihren Kolleg*innen bei Hella die Arbeit niederlegte. Als Tochter griechischer Widerstandskämpferinnen wuchs sie in der Sowjetunion auf und migrierte über Athen 1971 nach Deutschland. Hier arbeitete sie bis zu ihrer Rente bei Hella in Lippstadt - und kämpfte dort unermüdlich für ihre Kolleg:innen und sich - als Vertrauensfrau, Betriebsrätin und im Griechischen Verein. Heute engagiert sie sich unter anderem in der IG Metall und für Frieden. Mit ihr sprechen wir nach dem Film über Eindrücke der Reportage, ihre Zeitzeuginnenschaft, ihr Engagement und die heutige Situation migrantischer und prekarisierter Arbeit.
Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW