Kurzfilme zum Jubiläum
1955 fand die erste Documenta in Kassel statt, die heute weltweit bedeutendste Ausstellung zur zeitgenössischen Kunst. Kunst unserer Zeit I: Skulptur (BRD 1959, 14′, Alfred Ehrhardt) zeigt moderne Plastiken der Documenta II, erstmals aufgestellt in den Parklandschaften der Aue, vor weißen Backsteinmauern und der im Krieg zertrümmerten Orangerie, untermalt mit futuristischen Elektroklängen Oskar Salas. Kunst unserer Zeit II: Malerei (BRD 1960, 14′, Alfred Ehrhardt) präsentiert die Malerei der Documenta II als rauschendes Farbfest, mahnt an Krieg und apokalyptisches Grauen (Picasso) und präsentiert erstmals das action painting von Jackson Pollock. Documenta (BRD 1968, 11′, Dietrich Lehmstedt, Jürgen Siecke) ist vom Aufbruchsjahr 1968 geprägt: die deutlich abgespeckte 4. Documenta stellt ein 24-köpfiger documenta-Rat zusammen. In Kassel lehrte der Künstler, Tänzer und Frisör Harry Kramer. Gemeinsam mit Wolfgang Ramsbott gestaltete er poetisch-experimentelle Kurzfilme, deren surrealistische Inspiration aus Paris kommt. Die Stadt (1956, 15′) beobachtet Kramers verstörende Eisen- und Drahtskulpturen im Kontext einer namenlosen Großstadt.
Defénse 58-24 (1958, 11′) zeigt surreale menschenleere Landschaften, in denen Kramers kinetische Objekte aus gefundenen Materialien sich gegenseitig zu beobachten scheinen, vertont mit ruppigen Geräusch-Collagen des Stockhausen-Schülers Cornelius Cardew. Die Schleuse (1962, 10′) platziert kinetische Drahtplastiken gezielt in einsamer Landschaft, lässt das Bild zuweilen ins Negativ springen. Nam June Paik (1962, 3′) zeigt die Kölner Performance von Paik im Rahmen von Karlheinz Stockhausens Stück »Originale«. Sackgasse (1963, 9′) platziert einen Tänzer (Harry Kramer) vor die Apparaturen eines Industriedekors, das den narzisstischen Bewegungen trotzt. Anfangszeiten (1965, 13′) dreht Ramsbott mit seinen Hamburger Filmstudenten: Christian Bau, Jürgen Drese, Holger Meins, Harald Ortlieb und Rainer Sellmer radeln in Schlange durch Hamburg, überwinden Hindernisse. Jeder hält beim Radeln ein großes Transparent, deren Silben zusammen einen Filmtitel ergeben.
Zu Gast: Thomas Tode, Christian Bau
Preisinformation:
6 Euro ermäßigt (für Mitglieder der Kinemathek)
Teilnahmebedingungen für Gewinnspiele