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UNTER UNS • Folge 1: GEISTER - Fabian Bernhardt im Gespräch mit Max Czollek - Gesprächsreihe im Roten Salon mit Fabian Bernhardt und Gästen

In the organizer's words:
Geister unterlaufen lieb gewonnene Unterscheidungen: zwischen Leben und Tod, Anwesenheit und Abwesenheit, Vergangenheit und Gegenwart, dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren. Die Philosophie spricht vom Geist nur im Singular. Im Plural gilt er der aufgeklärten Vernunft als Zumutung. Entsprechend unnachgiebig wurde das Geisterhafte aus dem Bereich dessen, was als legitimer Gegenstand des Nachdenkens gilt, ausgeschlossen. Die Geister selbst kümmert das freilich wenig. Unbeeindruckt von derartigen Manövern hören sie nicht auf, die Gegenwart heimzusuchen, um die Lebenden daran zu erinnern, dass die Geschichte nichts anderes ist als ein Friedhof nicht gehaltener Versprechen. Es ist nicht nötig, tatsächlich an die Existenz von Geistern zu glauben, um diesen Umstand anzuerkennen: Jede Geistergeschichte ist zugleich eine Störmeldung. Ein Hinweis auf etwas, das im Argen liegt. Die Aufforderung, etwas zu tun, um die Dinge in Ordnung zu bringen. Was schulden wir den Toten? Und was schulden wir denjenigen, die nach uns kommen werden? Was lässt sich lernen, wenn man anfängt, die Geschichte der Bundesrepublik als Geistergeschichte zu erzählen? Diesen und ähnlichen Fragen geht Fabian Bernhardt im Gespräch mit Max Czollek nach.

Dr. Fabian Bernhardt ist Philosoph und Autor. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sonderforschungsbereich Affective Societies der Freien Universität Berlin, schreibt regelmäßig für das Philosophie Magazin und andere Zeitschriften und gehört zu den Gründungsmitgliedern des Affect and Colonialism Web Lab. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehört der Umgang mit schlimmen Vergangenheiten, Schuld, Unrecht und Gewalt. Nach einer 2014 veröffentlichten Monographie zur Frage der Vergebung erschien 2021 sein zweites Buch Rache. Über einen blinden Fleck der Moderne (Matthes & Seitz), das mit einem Sachbuchpreis ausgezeichnet wurde.

Dr. Max Czollek ist Lyriker, Schriftsteller und Essayist. Er ist Mitherausgeber des Magazins Jalta – Positionen zur jüdischen Gegenwart und kuratiert seit vielen Jahren Veranstaltungen, aktuell die Gesprächsreihe Gegenwartsbewältigung im Haus der Kulturen der Welt. In seinen viel beachteten Essays Desintegriert euch! (2018), Gegenwartsbewältigung (2020) und Versöhnungstheater (2023) formuliert er eine scharfe Kritik an der deutschen Erinnerungskultur nach 1945. Mit den Geistern der deutschen Geschichte kennt sich Max Czollek also bestens aus. Unlängst erschien sein vierter Gedichtband gute enden (2024).

Location

Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Linienstraße 227 10178 Berlin

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