Seit dem Ursprung des Lebens vor etwa 3,5 Milliarden Jahren ist eine erstaunliche Vielfalt von Organismen entstanden – von einfachen einzelligen Bakterien bis hin zu hochkomplexen mehrzelligen Arten wie dem Menschen. Dabei sind unterschiedliche genetische Veränderungen und evolutionäre Kräfte am Werk, die die Entwicklung von Organismen unterschiedlicher biologischer Komplexität erklären: Neben der natürlichen Selektion, wie sie von Charles Darwin beschrieben wurde, sind die oft übersehenen ‚neutralen‘ evolutionären Prozesse, d. h. Prozesse, die dem Individuum erst einmal weder entscheidende Vor- noch Nachteile bringen, von großer Bedeutung. Der Genomik-Experte Henrik Kaessmann zeigt, dass die Verbreitung neutraler und sogar zunächst leicht schädlicher genetischer Mutationen entscheidend für die Entstehung komplexer Arten war, und bietet damit eine überraschende Perspektive auf die Ursprünge und die Vielfalt des Lebens auf der Erde.
Henrik Kaessmann ist Professor für evolutionäre Genomik an der Universität Heidelberg. Seine Forschung hat das Verständnis der molekularen Grundlagen der Säugetierevolution, einschließlich der des Menschen, erheblich erweitert, indem sie die ursprünglichen und artspezifischen genetischen Programme aufgedeckt hat, die die Entwicklung und die Funktionen wichtiger Organe, wie des Gehirns, steuern.
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