In the organizer's words:
Die immersive Zeremonie “AŞ” ist ein audiovisuelles Online-Projekt, das auf dem neuen gleichnamigen Musikalbum des Künstler*innen-Duos TATAR KYZ:LAR von allapopp & Dinara Rasuleva basiert. Das Album wurde unter anderem mit einem virtuellen tatarischen Chor produziert – einem selbst trainierten KI-Model. Auf HAU4 begeben sich die Besucher*innen auf eine Reise zwischen Kindheitserinnerungen, futuristischen Visionen und verschwindendem Kulturerbe. Dabei hören sie Lieder in tatarischer, englischer, deutscher und russischer Sprache, die die Widerstandskraft marginalisierter Gemeinschaften widerspiegeln. Im Mittelpunkt des Projekts steht das “AŞ”-Ritual, eine tatarische Tradition, bei der Familie und Freund*innen zusammenkommen, um Mahlzeiten rituell zu teilen und bei Todesfällen, Geburten und anderen wichtigen Ereignissen Geschenke auszutauschen.
Im digitalen Raum versammeln sich die Besucher*innen in einem Erinnerungsraum: ein altes Landhaus aus Holz, in dem sich ein langer Tisch mit tatarischen Gerichten und Milchtee befindet. Die Stimmen des virtuellen tatarischen Chors schaffen eine sinnliche, zeitlose Atmosphäre, die dazu anregt, die miteinander verbundenen Elemente des tatarischen kulturellen Gedächtnisses durch Bilder, Klänge, Geschichten und Lieder zu erforschen. Nach der jahrhundertelangen Unterdrückung der tatarischen Sprache und Kultur in Russland greift das Projekt ein Ahnenritual auf und ergänzt es um die Perspektive queerer Künstler*innen. So wird das virtuelle Ritual zu einer Rückeroberung kolonial verdrängter Narrative und Identitäten.