Was macht uns menschlich, wenn nicht unsere Gefühle? Ein wesentlicher Teil von Christian Löfflers Arbeit beruht auf diesem grundlegenden Verständnis. So intuitiv wie geradeaus – sein kreativer Prozess stellte stets auch das Bestreben dar, etwas Tiefsinniges und Einzigartiges aus seiner inneren Welt einzufangen. Sein neues Album A Life, welches am 26.04.24 bei Ki Records erscheint, ist nun der bisher stärkste Appell des Produzenten an unsere Menschlichkeit. Während wir eine neue Ära des technischen Fortschritts betreten, in der Künstliche Intelligenz eine immer tragendere Rolle spielt, bietet uns Christian einen alternativen Weg des künstlerischen Ausdrucks. Das Resultat ist eine Reise voller Wanderlust, die uns daran erinnert, dass Musik kein Produkt ist, sondern mit Hilfe der Hände und Seele einer Person erschaffen wurde.
Schon seit Teenagerzeiten ist Christian Löffler bestrebt, seine Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Erst durch das Malen, später mit Hilfe der Musik. Seine pittoreske Heimatstadt Graal hat dabei auf unterschiedliche Art und Weise Eingang in alle seine bisherigen Alben und zahlreiche der bis dato vorliegenden Artworks gefunden. Auch wenn seine eindringlichen Sound-Landschaften nicht direkt Bezug auf die raue Schönheit der Szenerie nehmen mögen, so ist es doch die Abgeschiedenheit und Isolation, die Christian immer wieder anzapft.
Auf seinem jüngsten Album A Life bedient er sich einmal mehr seiner Gefühle als wichtigstes Ausgangsmaterial und malt impressionistische Klangbilder, die direkt ins Herz gehen. Weiterhin bildet das Album eine Reflexion seiner Introspektionen: Fragen hinsichtlich der immer stärker technik-geleiteten Entwicklung elektronischer Musik und wie er als Musiker in dieses Bild passt. „Ich habe mir viele Fragen gestellt - wo soll meine Reise hingehen? Wird meine Musik so bleiben wie sie war oder sich zu etwas anderem entwickeln? Ich hatte ein starkes Bedürfnis nach Klarheit und Direktheit“, sinniert der Künstler. Aber wie es bei Christian normalerweise der Fall ist, führten seine Überlegungen zu einem Ausdruck und A Life zeigt ihn diesmal mit seiner positiven und optimistischen Stimme – die Hoffnung bei den Zuhörenden weckt.
Obwohl Christians Sound schon immer im Kontrast zur überproduzierenden, systematischen Arbeit von Softwares stand, ist A Life sein bisher intuitivstes Album. „Ich wollte die Idee des Polierens oder der Perfektion vergessen und etwas wirklich Menschliches erschaffen, mit Leidenschaft, Impulsivität und sogar Fehlern“, sagt er. Und weil menschliches Bestreben selten ein alleiniges ist, hat Christian Löffler Freunde und Weggefährten eingeladen, ihre eigene Note in die Musik einzubringen. Für den Track „Envy“ tat sich der Produzent mit Singer-Songwriterin Mogli zusammen, die durch ihr Debütalbum Wanderer bekannt wurde: der Soundtrack zu ihrem Netflix- und Kinohit Expedition Happiness, einer Dokumentation ihrer Reise durch Nordamerika mit einem umgebauten Schulbus, bei der sie selbst Regie führte. Der Track spiegelt Christians elektronische Handschrift in einer wundervollen erhebenden Reise Richtung Pop avancierend, wobei durch Moglis fesselnden Gesang eine entwaffnende Ehrlichkeit freigesetzt wird. In „Roused“ werden Löfflers treibende Beats von der Sängerin Malou und ihrem gelassenen und dennoch emotional eindringlichen Gesangsstil gesäumt und in weiches Licht getaucht. Gesang, Beats und Gänsehaut erzeugende Texturen gipfeln in einem Track, der explodiert vor Gefühlen von Freiheit und Beschwingtheit. In „Brave“ arbeitet Christian Löffler mit eingängigen Beats und haucht ihnen durch aufrüttelnde Texturen, Gesangssamples und sanfte Klavierakkorde neues Leben ein. Es ist ein Track, der den Produzenten Antriebe und Verlangen balancierend zeigt – in einer kontemplativen Natur und mit seinem immer wiedererkennbaren nostalgischen Farbton.
Jeder Track auf A Life deutet auf einen einzigartigen menschlichen Zustand hin und wie ein tiefer Atemzug am eiskalten Strand von Graal sind alle von innen heraus lebendig. A Life könnte kaum weiter entfernt sein vom exakten, kühlen und harten Output von Maschinen – es ist ein Freudenfest der Menschlichkeit mit all seiner Kunstfertigkeit, dem Nervenkitzel und der Imperfektion. Herausgekommen ist eine Platte voller Hymnen auf das, was uns menschlich ausmacht – und das steht unantastbar und ganz für sich allein.
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